Abstrakt:
In den letzten Jahren wird den frühneuzeitlichen Adelsinventaren eine immer größere
und verdiente Aufmerksamkeit gewidmet. Es handelt sich um eine bedeutende Quelle,
die Auskunft gibt über die Entwicklung der Siedlungsstruktur, den Lebenszyklus der Besitzer
und Einwohner und der kulturellen Umwelt in der Zeit der tiefgreifenden Veränderungen
des Lebensstils unter dem Einfluss der Renaissance und des Humanismus. Es ist möglich
an Forschungsbemühungen der Genealogen, Kunsthistoriker und Historiker der Kulturund
Sozialgeschichte seit dem Ende des 19. Jahrhundert anzuschließen. Trotz der bescheidenen
Quellengrundlage studieren viele Erforscher Burg- und Bürgerinventare aus dem 15.
Jahrhundert, dann aus dem 16. und 17. Jahrhundert immer häufiger aufvertretene Schlossinventare,
Inventare der Stadtpaläste, Bürgerhäuser oder Gutsherrschaften. Besondere
Aufmerksamkeit verdienen natürlicherweise die Inventare, die durch Konfiskation gesichert
wurden. Die Inventare bieten Einsicht in die Rechts- und Verwaltungspraxis und bekunden
die soziale und mentale Welt des Menschen in der frühen Neuzeit. Die Inventare – vielleicht
wie keine andere Quelle – können vor allem bei der Forschung der Problematik und
der Struktur der Adelssitze und ihrer materiallen Kultur genutzt werden. Dieses Studium
jedoch verbirgt auch viele Probleme. Vor allem kann man die aus der kleinen Materialprobe
festgestellten Ergebnisse nicht verallgemeinern. Es ist nötig zuerst den Aussagewert
der Inventare im Hinblick auf ihre Funktionen und zeitgenössisch- praktischen Benutzung
zu verdeutlichen. Als tragfähig könnten sich z. B. für das konktrete Material semantischlinguistische
Gesichtspunkte erweisen.